“Heute auf der Arbeit ist was echt lustiges passiert.”

So ähnlich begann vor etlichen Jahren eine Unterhaltung mit einem Freund, der mir von seinem Arbeitstag als Glaser berichtete.

Er sollte den kaputten Spiegel in einem Wohnblock austauschen und während er und sein Kollege ihrer Arbeit nachgingen - den verklebten Spiegel mühsam abklopfen - mussten sie dabei immer wieder pausieren, wenn die Hausbewohner:innen den Aufzug benutzen wollten.

Das wiederum nutzen diese aus, um den zwei Glasern ihre Vermutungen zum Tathergang und potentiellen Tätern kundzutun. Und nicht, weil sie ihre Annahmen mit irgendwelchen Tatsachen begründen konnten, sondern allein aufgrund ihrer Vorurteile und Ressentiments den anderen Mitbewohner:innen gegenüber.

Und so kamen die zwei Glaser in den Genuss einer Vielzahl von Anschuldigungen und Verdächtigungen, die die Bewohner:innen übereinander zu berichten hatten und von denen sie absolut überzeugt waren. Die besten Geschichten schreibt bekanntlich das Leben.

Und das war die Geburtsstunde von Spiegelbilder.

Schnell war uns klar, dass dieser Arbeitstag das Zeug dazu hat, filmisch erzählt zu werden. Auch der Titel SPIEGELBILDER schien absolut naheliegend und stand von Anfang an. Und so beschlossen wir, einen Kurzfilm zu schreiben.

Anfangs war die Story jedoch noch ziemlich anders. Denn obwohl wir die Bewohner:innen und ihre Vorurteile als Auslöser dafür sahen, einen Film darüber zu schreiben, war uns tatsächlich nicht wirklich bewusst, was wir eigentlich erzählen wollten. Für das Naheliegendste ist man dann doch des öfteren blind.

Und so fingen wir an, eine Story über den Arbeitstag von zwei Glasern zu kreieren und diese in den Mittelpunkt zu stellen. Die Ereignisse im Aufzug waren dabei eher Nebensache, vorrangig ging es uns um lustige Situationen, in die die zwei Protagonisten hineingeraten könnten, wenn sie den Bewohner:innen begegneten.

Auch eine Rahmenhandlung war schnell ausgedacht. Denn ohne Konflikt, keine Story. Und dieser sollte zwischen den zwei Glasern stattfinden. Wir hatten uns gedacht, dass sie beste Freunde sind, der eine jedoch verheimlicht hat, dass er mit seiner Freundin, die der andere wiederum nicht mag, wegziehen wird. Und am letzten, gemeinsamen Arbeitstag bleibt dem einen einfach nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu beichten und das er wegziehen wird. Eine einfache Story über Freundschaft halt.

So haben wir immer mehr und immer abstrusere Ideen gesammelt, die unseren zwei Helden widerfahren könnten und hatten am Ende eine Collage an Ereignissen, die irgendwie zusammenhingen und sich auf eine “Art” Ende zuspitzten, doch so richtig zufriedenstellend war es für uns nicht.



Wir sind noch nicht einmal so weit gegangen unseren Figuren Namen zu geben, sondern beließen es bei “STAY” und “GOAWAY” - was ja schon viel über unsere Ambitionen ausgesagt hat, uns eingehender mit unseren Figuren zu beschäftigen. Aber warum verkomplizieren?